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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Was ist da also passiert? Ich bin im Strom der öffentlichen Meinung mitgeschwommen, habe die Schlagzeilen verinnerlicht und wollte mich lieber in dem Ruhm der Gewinner sonnen, sei es auch nur dadurch, dass ich mit ihren Tüten durchs Einkaufszentrum ging. Eine ähnliche Beobachtung machte Jesus zu seiner Zeit wohl auch. Er beobachtete seine Mitmenschen und stellte fest, dass sie sich viel lieber im Ruhm der Mächtigen, Einflussreichen und Erfolgreichen sonnten, als sich zu denen zu halten, die auf der Schattenseite standen. Doch Jesus durchschaute, dass sie der Weg zu Ruhm und Erfolg immer weiter von Gott wegbrachte. Sie hatten keine Ohren mehr für das sanfte Werben Gottes, sondern nur für die Marktschreier, die die Hitlisten verkündeten. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Leute Gott kannten oder nicht. Die Anziehungskraft von Ruhm und Glanz dieser Welt war größer. Jesus hatte seine Anhänger und Anhängerinnen, dazu noch eine größere Zuhörerschaft um sich auf einem Berg versammelt. Er beschrieb ihnen, was es bedeutete, zu Gott zu gehören. Als Zentrum der Beziehung zu Gott nannte er das Vaterunser, das Gebet, das in Gottes Nähe führte. Doch am Ende seiner Rede machte er die Zuhörenden darauf aufmerksam, dass sie sich mit Gott nicht auf dem Weg der Schönen, Reichen und Mächtigen befänden, sondern auf einem Weg, der beschwerlich, oft ohne öffentliches Ansehen ist und von den meisten Menschen gemieden wird. Matthäus 7,13-14 Am Ziel der beiden Wege stehen zwei Tore. Sie
sind unterschiedlich breit. Nun könnte man meinen, für Christen habe sich das Problem erledigt. Christen gehören doch zu Jesus. Sie beten regelmäßig das Vaterunser, sind getauft und verlassen sich nicht auf ihre tollen Leistungen, die sie in den Himmel bringen sollen, sondern auf Gottes Gnade allein. Damit ist der Weg doch schon festgelegt. Das stellt Jesus in Frage. Er reißt uns aus unserer scheinbaren Sicherheit. Auf dem breiten Weg, so führt er weiter aus, sind auch Leute, die ihn mit "Herr" anreden, die Wunder tun, Menschen von Krankheiten heilen und prophetische Worte sprechen. Es sind also sehr wohl auch Christen auf dem breiten Weg, die sich völlig im Einklang mit Gott empfinden. Ihr Bekenntnis unterscheidet sie nicht von denen auf dem schmalen Weg. Aber ihr Handeln ist unterschiedlich. Die auf dem schmalen Weg tun den Willen Gottes, die auf dem breiten Weg tun, was sie für Gottes Willen halten. Wie sich herausstellt, handeln sie aber nach eigenem Willen oder dem Willen anderer Menschen, dem sie sich fügen. Das Bildwort von den zwei Toren und zwei Wegen ist eine kritische Anfrage an uns und an mich. Wo finde ich mich wieder? Beachte ich die Wegzeichen Gottes? Sollte ich schnellstens einen Verbindungsweg suchen, um Gottes Willen wieder neu zu folgen? Jesus, der Weg Der schmale Weg ist ein beengter Weg. Wir werden erinnert an die Christenverfolgungen der ersten Zeit. Von allen Seiten wurden Christen in die Enge gedrängt, gezwungen, ihrem Glauben abzusagen oder wütend ermordet. Sie konnten nur bei Jesus bleiben, weil er ihnen ganz nahe war und sie fest in sein Seil eingebunden hatte. Die Christenverfolgungen wüten heute in vielen Gebieten der Erde. Und es ist auch heute wichtig, dass wir an die Christen denken, die um ihres Glaubens willen leiden müssen. Sie sind auf einem nach weltlichen Maßstäben unattraktiven Weg und halten fest an Jesus, der Wahrheit und Leben ist. Er wird sie nicht allein lassen und ihnen sein Leben schenken. Das Bibelwort ist auch Zeitansage für uns. Wir erleben einen anderen Aspekt von Beschwerlichkeit. Nicht die Verfolgung setzt uns zu, sondern der breite Strom der Massen, der uns auf dem anderen Weg mitzureißen droht. Wir können uns diesem Strom fast gar nicht entziehen, es ist, als wenn wir auf der Rolltreppe am Flughafen rückwärts laufen wollten, stolpernd über Koffer, Reisetaschen, Menschen. Der Strom auf dem breiten Weg ist so schnell, dass auch das Ausscheren Mühe kostet, ja schon das Atemholen und Besinnen, ob wir denn in der richtigen Richtung unterwegs sind. So ist es auch für uns Christen nicht selbstverständlich, auf dem schmalen Weg zu laufen, sondern kostet jeden Tag neu die Entscheidung, mit Jesus den Tag zu wagen und ihm ganz nah zu bleiben. Dazu gehören immer wieder Grundsatzentscheidungen, den Willen Gottes nicht nur zu bekennen, sondern auch zu tun. Drei dieser Grundsatzentscheidungen möchte ich näher betrachten, weil sie sich krass von dem Mainstream unserer Zeit unterscheiden. Jesus die Führung überlassen Doch Jesus ist den umgekehrten Weg für uns gegangen. Er ist aus dem Himmel herab gekommen, um ganz niedrig und gering zu sein, für uns Schuld auf sich zu laden und sogar zu sterben wie ein Verbrecher. An ihm können wir nicht ablesen, dass unser Weg mit Jesus zu Erfolg, Einfluss und Ruhm führt. Wenn Jesus uns ganz dicht hinter sich her führt, dann geht der Weg nicht automatisch nach oben, sondern kann genauso nach unten, in die Tiefe, auch in die Not führen. Es zählt nicht, wie viele Schulabschlüsse, Diplome, Urkunden und Aktien wir besitzen, sondern ob wir mit Jesus im Reinen sind und er vor uns ist. Das ist hart, wenn es mich persönlich betrifft. Natürlich möchte ich lieber auf der Sonnenseite stehen, doch darauf, so sagt es Jesus eindrücklich, kommt es nicht an. Ich muss meine Pläne und Träume in die Schublade legen und statt dessen die Bibel in die Hand nehmen, ja sagen zu Jesus und bei ihm bleiben, auch wenn es stürmt und kracht. Mal ganz ehrlich, wann haben Sie Ihre Lebensziele zuletzt dahingehend überprüft, ob sie mit Gottes Willen für Ihr Leben übereinstimmen? Wann sind Sie durch das Einkaufszentrum gebummelt und haben sich gefragt, was Gott jetzt mit Ihrem Portemonnaie machen würde? Wann haben Sie Ihren Terminkalender danach befragt, viele Stunden er für Gott hergibt? Und wann haben Sie sich in einer angespannten Situation zuletzt hingesetzt, die Hände gefaltet und gebetet, statt sich in selbstzermarternden Gedanken zu zerfressen und die Schuld bei anderen zu suchen? Für mich sind diese Fragen sehr wichtig, ich stelle sie mir häufig. Manchmal werde ich dabei auch von Christen belächelt, die finden, so eng kann man das ja nicht sehen. Aber wenn es hier wirklich darum geht, Jesus führen zu lassen, dann kann ich ihm nicht ständig Vorschriften machen, wie er mich bitteschön führen soll. Dann muss ich annehmen, dass er führt und ihm ganz vertrauen, auch wenn der Weg schmal ist und Abgründe aufweist. Bereit sein zu dienen Doch Jesus sagt, dass Dienen eine große Verheißung hat. Er dient uns, damit wir darin seine Liebe erkennen können. Wir können dienen, um andere mit Gottes Liebe zu berühren. Dieses Dienen hat nichts mit Dienstplan, Zwang und Pflicht zu tun, sondern ist Ausdruck, dass wir von Gottes Liebe motiviert sind. Wie kann das praktisch aussehen? Im Umgang mit Kindern macht es einen gewaltigen Unterschied, ob wir als Eltern uns als Dienende oder Herrschende verstehen. Als Herrschende haben wir im Sinn, unsere Kinder nach unseren Vorstellungen zu biegen. Sie sollen ihr Zimmer aufräumen, weil wir ihre Unordnung nicht ertragen können. Sie sollen sich unauffällig benehmen, weil wir mit unseren eigenen Themen voll sind. Sie sollen gute Leistungen bringen, weil wir uns in ihrem Glanz sonnen wollen. Sie werden zu Marionetten unserer Weltanschauung und unserer Vorstellung vom gelingenden Leben. Als Dienende nehmen wir unsere Kinder aus Gottes Perspektive wahr. Wir wollen sie mit Gottes Liebe bekannt machen. Wir wollen sie einladen, ihm zu vertrauen. Mit einem Bild ausgedrückt: Wir setzen sie nicht hinten auf die Rückbank im Auto und fahren sie zu den Zielen, die wir uns für sie ausdenken, sondern wir geben ihnen Fahrstunden, setzen uns wie der Fahrlehrer neben sie und ermutigen sie, ihr Leben mit Gottes Hilfe selbst anzupacken. Dieses Dienen verändert das Verhältnis zueinander. Kinder erkennen, dass ihre Eltern ihnen Freiheit gewähren, aber sie wissen, die Eltern begleiten sie, fördern sie und helfen ihnen. Zur Not haben sie eine zweite Bremse. Dienen heißt nicht, dass die Eltern alle Hindernisse aus dem Weg räumen und endlose Entschuldigungen für das Schule Schwänzen schreiben. Sie sind nicht Dienstboten, sondern dienen, um Gottes Liebe groß zu machen. Das gleiche gilt für die Gemeinde. Auch hier hilft es, wenn wir nicht übereinander herrschen, sondern einander dienen. Wer eine Lieblingsidee verfolgt, muss sich fragen lassen, ob diese Idee dem Ganzen dient. Wer diese Frage nicht zulässt, will letztlich mit seiner Idee die anderen beherrschen. Die Beziehung zu Jesus ist durch Dienen qualifiziert. Er dient uns und wir? Nehmen wir uns diese Woche Zeit, ihm zu dienen und mit welchem konkreten Dienst - durch den ein bestimmter Mensch Gottes Liebe erfahren kann? Gehorsam sein Ich habe mich in diesen 8-Jährigen wiedererkannt. Da sagt Jesus sehr deutlich zu mir: Überlasse mir die Führung an diesem Tag, du hältst dich zu sehr an deinen Pflichten auf, ich zeige dir das Wesentliche! Und ich? Ich plappere dauernd dazwischen: Jesus, hilf mir, ich muss noch diesen Tagesordnungspunkt abarbeiten, jenes Telefonat führen, dieses Zimmer putzen ... Dabei wäre es so einfach, zuzuhören und Jesus machen zu lassen. Oder er sagt: Setz dich neben deine Tochter ins Auto und hilf ihr, diesen Tag zu meistern. Und ich? Ich sage ihr: Tu dies, tu das, sie wird bockig, ich wütend und am Schluss haben wir beide keinen Spaß an diesem Tag mehr und sind verletzt. Wie einfach wäre es gewesen, genau zuzuhören und zu tun, was Jesus mir gesagt hat. Wir haben die letzten Sonntage miteinander über die Bergpredigt nachgedacht. "Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern." Haben Sie genau zugehört? Und haben Sie sich vergeben lassen sowie selbst Schuld vergeben? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch, Sie sind auf dem richtigen Weg. Wenn nein, noch ist Zeit, den Weg zu wechseln, aus dem Strom der Menschenmenge auszuscheren und den Weg Jesu zu gehen. Der breite Weg ist sehr attraktiv. Viele Leute gehen ihn, er bietet Sicherheit und Komfort, scheint nach oben zu führen und vereinbar mit dem Glauben zu sein. Aber nur auf den ersten Blick. Wenn wir genauer hinschauen, sehen wir, dass Jesus von uns erwartet, dass wir ihm die Führung überlassen, dass wir dienen statt zu herrschen und gehorsam sind nicht nur im Hören, sondern auch im Tun. Das unterscheidet die Wege voneinander. Gut, wenn wir die Chance ergreifen und die Kurve kriegen, bevor wir am falschen Tor angekommen sind. Cornelia
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