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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Der Anlass für die Ausführungen des Paulus war wieder mal ein Streit in der Gemeinde Korinth. Fleisch war damals nur in Zusammenhang mit kultischen Opferfeiern erhältlich und man war sich sehr uneinig, ob es Christen erlaubt war, Fleisch zu verzehren, das bei heidnischen Opferritualen geschlachtet wurde. Manche meinten sogar, die Teilnahme an den Opferfesten würde ihrem Christsein nicht schaden. Jesus war schließlich stärker als die heidnischen Gottheiten, was sollte den Christen also bei den Feiern passieren? Doch Paulus sah die Teilnahme an diesen Festen unter einem anderen Gesichtspunkt. Für ihn wurde das Wort Jesu hier wirksam: Man konnte nicht zwei Herren dienen (Matthäus 6,24). An Jesu Tischgemeinschaft und mit Götzen an einem Tisch zu sitzen, schloss sich gegenseitig aus. So sehr er die Macht der heidnischen Gottheiten durch Jesus gebrochen sah, so wichtig war für ihn zu wissen, an welchem Tisch, in welcher Familie man zu Hause war. Paulus führte das Thema weiter aus, indem er der Gemeinde erklärte, was Tischgemeinschaft mit Jesus Christus bedeutet. Wir können hier Wesentliches für unser Abendmahlsverständnis lernen. 1. Korinther 10,16-17 1 Segnen und Brot-Brechen Auch das Brechen des Brotes steht in engem Zusammenhang mit Jesus Christus, denn es ist eine Zeichenhandlung, die auf seinen Tod hinweist. Zugleich geschieht durch das Brechen des Brotes Vermehrung. Jesus gibt Anteil an seinem Leben und Sterben und er lässt uns ebenfalls Brot brechen und andere einladen in die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Wenn wir heute am Tisch des Herrn eingeladen sind, vergegenwärtigen wir uns durch den Segen, dass Jesus der Gastgeber ist, dass er sein Leben dafür gegeben hat, um uns um seinen Tisch zu scharen und dass noch viele Plätze am Tisch leer sind, zu denen wir einladen können. Diese Nähe zu Jesus Christus bei Tisch ist nicht auf die Abendmahlsfeier beschränkt, sondern drängt nach Realisierung im Alltag. Unser Glaube gewinnt an Tiefe, wenn wir Jesus in unseren Alltag rufen, ihn Anteil nehmen lassen an den Höhen und Tiefen und mit ihm die Themen des Tages durchgehen. Wie setzt sich die Abendmahlsfeier heute fort? Werden wir Jesus mehr Zeit einräumen, mehr Entscheidungs- kompetenz zutrauen, indem wir vertrauen, dass er uns Wegzeichen setzt? Werden wir in unserer Gemeindegruppe anregen, unseren Glauben zu vertiefen, im Posaunenchor nicht nur Stücke zu üben, sondern mit ihnen bewusst Gottes Nähe zu suchen? Erst wenn wir das Segnen und Brechen des Brotes in unseren Alltag sprechen lassen, hat die Tischgemeinschaft mit Jesus gefruchtet. Oder was nutzt es einer Familie, um den Mittagstisch wunderbare Pläne zu schmieden, einander nahe zu sein und sich zu versprechen zu helfen, wenn sie gleich nach dem Essen herumstreitet, voller Wut Türen knallt und verschiedene Egotripps veranstaltet? Sie kann sich die gemeinsame Mahlzeit getrost sparen. 2 Gemeinschaft des Blutes Christi An meinem Platz erwartet mich ein Geschenk. Es ist kein Schmuck, mit dem ich mein Leben dekorieren und das weniger Ansehnliche kaschieren kann. Jesus schenkt mir einen Gutschein. Auf ihm steht: Gutschein für einmal gründlich Ausmisten, Aufräumen und Putzen in deinem Leben. Manchen ist das Geschenk peinlich. Sie wollen Jesus nicht an ihre dreckigen Ecken heranlassen. Manche nehmen den Gutschein mit und verwahren ihn. Sie heben ihn auf für schlechtere Zeiten wie beim Monopoly-Spiel die Ereigniskarte "Du kommst aus dem Gefängnis frei", die man aufhebt, bis man im Gefängnis landet, um gleich wieder freizukommen. Sie meinen, dass Jesu Angebot erst kurz vor dem Erstickungstod einzulösen ist. Aber Jesus will uns beim Abendmahl den Gutschein zur sofortigen Verwendung geben. Jetzt will er sich unserer dunklen Ecken annehmen, jetzt will er Schuld ans Licht bringen und entsorgen. Jetzt will er unser Leben auf die Reihe bringen, und es ist immer genug für ihn zu tun. So möchte ich beim Abendmahl diesen Aspekt, dass er uns Vergebung schenken will, wieder neu lernen. Heute möchte ich mich in Frage stellen lassen: Was habe ich falsch gemacht? Wo bin ich aus der Gemeinschaft mit Jesus Christus weggelaufen? Wo habe ich mich der von ihm gegründeten neuen Familie rund um den Tisch versagt? Und was möchte ich Jesus reinigen lassen? Das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde, so lesen wir es anderer Stelle der Bibel (1. Johannes 1,7). Ich möchte dieses Blut in Anspruch nehmen und mir mein Versagen vergeben lassen. Jesus verändert durch diese Mahlzeit mein Leben. Oder wozu brauchen wir eine gemeinsame Mahlzeit, nach der wir genauso hungrig vom Tisch gehen, wie wir gekommen sind? Bei der unsere Seelenlage kein bisschen gestärkter, fröhlicher, zufriedener geworden ist? Bei der wir nichts von den Familienmitgliedern ringsherum aufgenommen haben und nichts selbst abladen konnten? 3 Jesus führt die Tischgemeinschaft zusammen Vergegenwärtigen wir uns dieses Bild, so werden wir aufmerksam, dass nicht wir uns die Gemeindefamilie suchen, sondern Jesus uns zu Tisch ruft. Mit wem wir Seite an Seite nachher stehen, haben nicht wir zu bestimmen und nicht wir zu verantworten. Es ist Jesus, der die Tischkarten ausstellt und uns platziert. Natürlich kann jemand einwerfen, dass wir nicht unbeteiligt sind, uns eine Gemeinde zu suchen, in der wir leben können und wollen. Viele soziologische Faktoren spielen eine Rolle, unsere Herkunftsfamilie mit ihrer Tradition, geistliche Erfahrungen, die uns geprägt haben, der Arbeitsplatz und der Wohnort, die persönliche Situation und unsere ganz eigenen Vorlieben. Doch gibt es die viel größere und übergreifendere Choreographie Jesu, der Gemeinde nicht als ein Tortenstück neben vielen anderen in unserem Leben bewertet, sondern der Gemeinde als das Herz der Torte sieht, die zu allen Tortenstücken und Aktivitäten unseres Alltags gehört, wie die Kuchenmitte an jedem Tortenstück Anteil hat. Dass jemand hier Arbeit und Wohnung findet, in dieser Gemeinde sofort die Gegenwart Jesu spürt, ist die Tischkarte Jesu, mit der Jesus diese Person zu sich einlädt. Doch die Runde um den Tisch ist nicht Selbstzweck. Es geht nicht nur darum, dass alle satt und zufrieden werden und ihren Alltag besser meistern können. Die Leute bei Tisch erhalten wie im Familienleben konkrete Aufträge. Sie sind die Fortsetzung des Abendmahls und lassen die Gemeinde an die Arbeit gehen. Dabei möchte ich vier Aufträge nennen: Das Entwickeln von Tiefe, Stärke, Weite und Größe.
Wir feiern jetzt zusammen
das Mahl des Herrn. Er ist unser Gastgeber. Er hat sein Blut für uns
vergossen, um unsere Schuld aufzuheben, zu vergeben und mit uns neu anzufangen.
Er beruft uns in die Gemeinschaft und gibt uns als Gemeinschaft Aufgaben:
Wir müssen hinausgehen, um in die Tiefe zu wachsen, unsere Beziehung
zu ihm zu stärken, mit unserem Dienst in die Weite zu wirken und dafür
zu sorgen, dass die Tischrunde groß wird.
Cornelia
Trick
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