Gottesdienst am 15.01.2006
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
für dieses Jahr habe
ich mir vorgenommen, die zwölf Monatssprüche 2006 auswendig zu
lernen und sie jeweils einen Monat lang für mich mit Inhalt zu füllen.
Was sie mir zu sagen haben und was ich darauf zu antworten habe, möchte
ich herausfinden. Vielleicht wollen auch Sie sich mit auf den Weg machen
und zwölf Bibelworte für sich zum Leben erwecken, sie zu Kapiteln
des Jahres werden lassen.
Als Überschrift dieses
Monats ist ein Satz aus dem Johannesevangelium vorangestellt, der Leitlinie,
Ermutigung, Korrektur und Hilfestellung bedeuten kann:
"Wer an den Sohn glaubt, der
hat das ewige Leben." Johannes 3,36
Einfache Wahrheit
Jesus war im Gespräch
mit Nikodemus, einem einflussreichen Mann der Jerusalemer Oberschicht,
der ihn nachts heimlich aufsuchte, um mehr über Jesus und seine Mission
zu erfahren. Kurz darauf erfahren wir von einem Gespräch zwischen
Johannes dem Täufer und seinen Nachfolgern über die Bedeutung
von Jesus. Jesus fasste beide Gespräche mit kurzen Sätzen zusammen,
die eine einfache Wahrheit zum Ausdruck bringen.
Die Menschen leben im Dunkeln,
weil sie von Gott und seinem Licht getrennt sind. Statt Gott zu vertrauen,
maßen sie sich an, ihr Leben selbst in den Griff zu bekommen oder
entwickeln Instrumentarien, die ihnen Sicherheit verschaffen sollen. Neid,
Habgier, Stolz, Minderwertigkeitsgefühle und andere Eigenschaften
zerstören die Selbstachtung der Einzelnen und zwischenmenschliche
Beziehungen mehr und mehr.
Dass Menschen in Dunkelheit
leben, wird erst offensichtlich, als Jesus in die Welt kommt. Sein Licht
ist Kontrastprogramm. Er gibt Orientierung, befreit von dem Wahn, alles
allein zu können und eröffnet Heilung und Gestaltung von Leben
und Beziehungen. Johannes der Täufer predigte die Umkehr zu Jesus,
die Abkehr von der Dunkelheit, die Reue über ein verfehltes Leben
ohne Gott. Denn erst mit Jesus kann ein Mensch seine wahre Bestimmung finden
und seinen Platz in der Welt ausfüllen ohne Gefühle des Verlassenseins,
der Konkurrenz oder des Hochmuts.
Doch offenbar stürmen
nicht alle Menschen zum Licht. Viele ziehen es vor, im Dunkeln zu bleiben.
Sie sagen sich: Ich brauche Gott nicht. Ich will und kann allein weitermachen.
Ich will mich nicht auf das Unbekannte einlassen. Sie bleiben in der Gottesferne
und setzen die Unterschrift unter ihr Todesurteil, abgeschnitten vom Leben
Gottes. Dagegen wird es bei denen, die sich in Jesu Gegenwart begeben,
hell. Die Sünde hat keinen Nährboden mehr, sie hat nicht das
letzte Wort. An dem Tag, an dem sie sich zu Jesus stellen, beginnt für
sie die Ewigkeit. Keinen Tag wird es mehr geben, an dem sie nicht von Jesus
gehalten sind. Er wird sie festhalten auch durch den Graben des Todes hindurch
und nie mehr loslassen.
Wir brauchen diese einfache
Wahrheit als erste Botschaft des neuen Jahres:
-
Wir brauchen Ermutigung, uns
wieder ganz ins Licht Jesu zu stellen.
-
Wir brauchen Korrektur, wo
wir uns von der Dunkelheit anziehen oder einschläfern ließen.
-
Wir brauchen den Blick für
die, die noch im Dunkeln gefangen sind und sich nach Jesus sehnen.
-
Wir haben ein neues Jahr,
um uns um die Konsequenzen zu kümmern, die aus Jesu Licht folgen.
Die Osterinsel – ein
Beispiel für das Leben in Dunkelheit
Ich möchte Sie einladen,
nun mit mir einen Ausflug zu der Osterinsel im Südostpazifik zu machen.
Sie liegt isoliert, die nächste bewohnte Insel im Westen ist 2000
km, die chilenischen Küste im Osten ist 3700 km entfernt. Die Insel
ist vulkanisch entstanden und bildet ein Dreieck von 163 Quadratkilometern.
Die ersten Siedler aus dem Polynesischen Raum fanden um 900 n.Chr. ein
wahres Paradies vor, dichte Bewaldung, reiche Vegetation, viele Landvögel
und genug Süßwasserquellen. Doch innerhalb von wenigen Jahrhunderten
brach die Gesellschaft auf der Osterinsel völlig zusammen. Begonnen
hatte der Niedergang mit dem Hauen von Steinstatuen, die
einflussreiche Ahnen symbolisierten und die Macht des jeweiligen Häuptlings
dokumentierten. Je mehr Einfluss er hatte, je mehr Steinstatuen ließ
er aufrichten, die an Größe und Gewicht ständig zunahmen.
Sie wurden an den Küstenrand gestellt mit Blick ins Landesinnere.
Die Folge davon: Immer mehr Menschen wurden für die Produktion gebraucht,
ihr Nahrungsbedarf war durch die schwere körperliche Arbeit deutlich
gestiegen, immer mehr Holz wurde als Brennmaterial verwendet. Holz wurde
auch abgebaut für den Transport der bis zu 200t schweren Kolosse über
Baumleitern und Kanus, Baumrinde lieferte Rohstoffe für Seile. Durch
die klimatischen Gegebenheiten und den porösen Lavaboden wuchs Wald
nicht in gleichem Tempo nach, wie er abgeholzt wurde. Holz wurde immer
rarer, die Wildpflanzen der Wälder starben aus, der Boden erodierte,
die Landvögel hatten keine Lebensräume mehr, Kanus für den
Fischfang konnten nicht mehr gebaut werden, eine Hungersnot breitete sich
rasch aus. Die Sippen, die in der Blütezeit noch friedlich nebeneinander
her lebten, konkurrierten zusehends. Doch statt die Statuenproduktion einzustellen
und sich der Aufforstung zu widmen, wurde umso heftiger gearbeitet, die
Statuen der nun verfeindeten Sippen stieß man einfach um, um die
eigene Überlegenheit zu dokumentieren. Schließlich, nachdem
auch die letzten Landtiere verspeist waren und nur noch Ratten überlebten,
begann Kannibalismus, der Mensch fraß den Menschen. Als Captain Thomas
Cook 1774 die Insel betrat, stand keine Steinstatue mehr aufrecht, es gab
keinen einzigen Baum mehr und er schilderte die Menschen als klein, mager,
ängstlich und elend.
Der Grund für den
Kollaps ist in drei Faktoren zu finden:
-
Der Bau von Statuen als Prestigeobjekte
und in Konkurrenz entwickelte sich unbegrenzt.
-
Überlebensnotwendiger
Wald wurde für den kurzfristigen Erfolg des Konkurrierens geopfert.
-
Die Insel war geographisch
isoliert und konnte keine Hilfe von außen in Anspruch nehmen.
Als ich von dieser Insel und
ihrer traurigen Geschichte las, kam es mir vor, als ob Jesus ein Gleichnis
erzählte. So sieht es doch bei uns aus. Wir investieren in Prestigeobjekte,
wir machen uns unsere Götter selbst, die nicht etwa auf die Welt schauen,
sondern nur auf uns, um uns den Segen zu geben. Für einen kurzfristigen
Erfolg, angesehen und geachtet zu werden, opfern wir langfristige Ziele.
Wir brechen Treuegelöbnisse, hetzen von Event zu Event, tun für
Geld - fast - alles. Wir treiben Raubbau mit unserem Leben, mit unseren
Beziehungen, unseren Ehen und Familien, opfern Freundschaften und innere
Berufungen, um Ansprüchen zu genügen und groß da zu stehen.
Doch das Feld ist eng und so macht sich Konkurrenz breit. Wir stürzen
die Statuen der anderen um, indem wir zuerst schlecht über sie denken,
dann schlecht über sie reden und oft auch schlecht ihnen gegenüber
handeln. Dabei wird unser Innerstes, unser Gewissen, unsere Lebensträume
und unsere Kreaktivität so ausgelaugt, dass wir ausgebrannt werden,
Konkurs anmelden müssen, lebendig schon tot sind.
Natürlich müssen
wir hier innehalten. Bin ich denn eine von denen, die es so weit treiben?
Ist diese Aufzählung nicht doch zu plakativ? Und was bedeutet es,
Steinstatuen aufzubauen, was sind Steinstatuen bei mir? Die Statuen hatten
nur einen Sinn, sie sollten Macht und Einfluss demonstrieren, sie waren
reine Prestigeobjekte. Hier liegt für mich der Zugang zu ihrer Bedeutung
in meinem Leben. Ich will mir selbst auf die Schliche kommen, was ich tue,
um mein Ego zu unterstreichen. Manche dieser Handlungen sind sehr getarnt.
Ich möchte eine bestimmte Aufgabe übernehmen und es sieht aus,
als ob es mir darum geht, andere zu entlasten oder den Glauben verstärkt
in die Welt zu tragen. Aber eigentlich, im tiefsten Inneren, geht es mir
um mich selbst. Ich möchte beliebt und anerkannt sein, es schmeichelt
mir, dass ich die Aufgabe übernehmen soll. Ich möchte jemand
anderes aus der Aufgabe vertreiben, dem ich gerne etwas heimzahlen möchte.
Ich möchte Einfluss gewinnen und dabei größer werden. Wenn
ich dies ignoriere, werde ich immer mehr Ressourcen verbrauchen, bis nichts
mehr da ist. Der Kollaps steht bevor. Andere fassen sich dann vielleicht
an den Kopf und sagen: Wie konnte das geschehen, wo sie doch nur Jesus
dienen wollte. Aber Jesus kam ja gar nicht bei meinen Beweggründen
vor. Ich habe jetzt sehr persönlich gesprochen, aber das Persönliche
lässt sich auf das Allgemeine ausweiten.
Eine Gemeinde, die aus
Mitarbeitern besteht, die in Konkurrenz zueinander treten, wird wie die
Osterinsel enden - tot. Eine Gemeinde, die aus Leuten besteht, die privat
ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollen, die Gemeinde aber nur
als Steinbruch missbrauchen, um besser, nämlich mit Gottes Segen,
die eigene Statue, Karrriere, Häuserkolonie zu bauen, wird enden wie
die Osterinsel - tot. Eine Gemeinde, in der einzelne leben, die ihre Versprechen
vor Gott und den Menschen brechen, um eine kurzzeitige Glückserfahrung
zu erhaschen, wird ebenfalls daran zugrunde gehen, dass kein Same mehr
auf dem ausgedorrten Land aufgehen kann und kein Schutzraum entsteht für
ein Leben mit Jesus Christus.
Wollen wir das? Oder lassen
wir uns den Monatsspruch zu Herzen gehen?
Neuanfang auf unserer Osterinsel
Der Glaube an Jesus Christus
rettet uns aus einer verzweifelten Lage. Wir können Jesu Zusage vertrauen.
Er liebt uns mit und ohne Prestigeobjekte und Vorzeigestatuen. Um mit ihm
zusammen zu sein, brauchen wir uns nicht erst positionieren. Auch die Verdienste
der anderen lassen uns nicht in einem besseren oder schlechteren Licht
erscheinen. Statt unsere Energie zu investieren, größer, einflussreicher,
beliebter oder mächtiger in dieser Welt zu werden, können wir
die freigewordenen Stunden nutzen, um mit Jesus zusammen zu sein. Aus der
Zeit mit ihm wird uns neue Kraft und Befähigung zuwachsen. Wir sehen
nicht mehr uns im Vergrößerungsspiegel, sondern die anderen,
die uns brauchen. Ich übernehme nun eine Aufgabe, weil ich sehe, dass
ich genau da gebraucht werde. Ich will mich einbringen, um meiner Gemeinde
und dieser Welt etwas Gutes und Notwendiges zu tun. Ich arbeite im Jugendkreis
nicht mit, weil es meinem Image gut tut und mich jung erhält, sondern
weil ich Jugendliche die Liebe Gottes nahe bringen will und sie dort am
einfachsten aufsuchen kann. Ich kümmere mich um einen Menschen, nicht
weil ich von ihm geliebt werden will, sondern weil Jesus ihn liebt und
mich in seine Mission einbezieht. Ich trete ins zweite Glied zurück,
wenn ich merke, ein anderer Mitarbeiter hat noch viel mehr Möglichkeiten
und Zeit, den Jugendlichen Gottes Aufmerksamkeit zu vermitteln. Ich überlasse
die Fürsorge für einen Menschen einem anderen, wenn klar wird,
er hat mehr Kraft, sich um die Person zu kümmern. Ich lasse gewisse
Aufgaben los ohne einen schlechten Beigeschmack, sondern mit Freude, dass
sie von anderen weitergetragen, verändert, neu ausgefüllt werden.
Das ist der grundsätzliche
Unterschied. Steinmale sind Abbilder des Ego, Jesus aber schickt uns an
Aufgaben für die Gemeinschaft, um seine Liebe auszudrücken. Dabei
entstehen keine Statuen, sondern neuer Wald wächst, Nutzpflanzen gedeihen
und die Ressourcen erschöpfen sich nicht. Jesu Liebe sprudelt, lässt
niemand hungrig und durstig bleiben.
Konkret bedeutet das im
Januar 2006, dass wir uns um Jesus im Gebet scharen. Zu ihm müssen
wir umkehren und aus der Dunkelheit in sein Licht treten. Im Gebet können
wir Jesus nennen, was uns von ihm trennt, und ihn um Vergebung für
unsere falschen Prioritäten bitten. Dadurch wird unser Leben neu,
es hat Ewigkeitswert. Wir können gemeinsam unsere Gaben, unsere Zeit
und Energie darein setzen, auf dem Meer nach denen Ausschau zu halten,
die eine neue Heimat suchen und Sehnsucht nach dem Licht haben. Sie können
hier Ostern erleben, Jesus, den Auferstandenen, der ewiges Leben auch ihnen
gibt.
Nicht wer Statuen baut,
hat Ewigkeit, sondern wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben.
Cornelia
Trick
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