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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Der Ewigkeitssonntag ist solch ein Rettungsring im Jahresablauf. Er will uns in Gottes Perspektive ziehen und den Blick auf den Himmel öffnen. Er hilft uns, unsere Not aus Gottes Perspektive zu sehen und zu bearbeiten. Er bewirkt im besten Fall, dass unser Blick auf die Zukunft verändert wird. Dazu helfen Bilder, die die Bibel uns buchstäblich vor Augen malt und die helfen, den Himmel zu erahnen. Heute lassen wir ein Bild aus den letzten Kapiteln der Bibel auf uns wirken. Es ist die Zusammenfassung der himmlischen Pinselstriche in Altem und Neuem Testament. Dieses Bild ist zugleich Schaubild, Hörbild und 3-D-Bild. Offenbarung 21,1-7 Schaubild Die Stadt, die er Seher Johannes uns vor Augen malt, erinnert an die Gemeinde. Ist nicht die Gemeinde Jesu schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Stadt vom Himmel? Nicht von Menschen gegründet, in enger Beziehung zu Jesus, geprägt von gegenseitiger Liebe. Ja, Gemeinde kann Vorgeschmack auf das Jerusalem vom Himmel sein. Mitten in dieser Stadt steht ein Zelt, Luther übersetzte mit „Hütte“. Gott ist unmittelbar bei seinen Menschen. Ein Zelt ist beweglich. Gott zeltet dort, wo er gerade gebraucht wird. Es gibt keine starren Räume mehr, wo man ihn aufsuchen kann, sondern er ist unmittelbar nebenan, Zelt an Zelt. Schauen wir zu unserer Kirchendecke, so können wir das Zeltmotiv über dem Altarraum entdecken. Die Seiten laufen wie ein Zeltdach zusammen, erinnern uns daran, dass Jesus versprochen hat, mit seiner Gemeinde unterwegs zu sein. Schauen wir das Bild an, das Johannes uns malte, entdecken wir den durchlässigen Himmel. Gott wohnt nicht mehr weit weg, sondern mitten bei den Menschen. Seine Nähe bewirkt Festfreude wie bei einer Hochzeit. Die Hochzeit ist ja erst der Anfang einer hoffentlich langen, glücklichen Ehe. So ist dieser Blick auch erst der Anfang auf den Neubeginn Gottes. Geweint werden muss nicht mehr, die Gesichter der Menschen sind entspannt und nicht von Schmerz und Leid gezeichnet. Hörbild Er ruft uns zu: „Siehe, ich mache alles neu“. Dabei meint er sicher nicht, dass die alte Welt einfach ersetzt wird wie ein altes Auto durch ein neues. Neu bezieht sich auf einen neuen Zufluss, den diese Welt bekommen wird. Wasser wird fließen, das die Wüste wieder blühen lässt. Letzte Woche stand ein Artikel zum Toten Meer in Israel in der Zeitung. Durch anhaltende Trockenheit und künstliche Bewässerung, die Wasser aus dem Jordan abzieht, trocknet das Tote Meer allmählich aus. Schon jetzt braucht es Traktoren, die die Touristen in Gondeln ins Wasser ziehen. Doch in absehbarer Zeit wird nur noch eine Salzwüste von diesem einzigartigen See Zeugnis geben. Hier greift die biblische Verheißung. Gott ersetzt nicht das alte Tote Meer durch ein neues Totes Meer, sondern er legt einen neuen Wasser-Zufluss. Dieses Wasser kommt von ihm, er ist die Quelle. Er stellt dieses kostbare Wasser unentgeltlich zur Verfügung, ohne Gegenleistung. Es ist seine Liebe zu seinen Söhnen und Töchtern, die ihn dazu bewegt, alles für sie zu tun. Nun heißt es auch, dass die, die überwinden, in Gottes Stadt als seine Kinder wohnen können. Was bedeutet überwinden in diesem Zusammenhang? Deutlich wird, dass wir auch als Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu kein schmerzfreies, hindernisloses Leben erwarten können. Da liegen Steine im Weg, da ist das Leben hart, da holt man sich blaue Flecken, bleibende Schäden und Herzschmerzen. Doch diese Hürden gehören dazu. Wir sind nicht allein, wenn sie sich uns in den Weg stellen. Jesus gibt uns Mut, sie anzupacken und mit ihnen fertig zu werden. Gerade mit diesen Zeichnungen des Lebens auf unseren Körpern und Seelen sind wir willkommen in Gottes neuer Welt. Mit einer kleinen Graphik
möchte ich das veranschaulichen: Vor einigen Tagen las ich in der Zeitung einen Artikel über die zukünftige Mobilität auf den Straßen. Der Autor schrieb, dass man sich eine LKW-Spur auf Autobahnen vorstellen kann, die mit einer Oberleitung ausgestattet ist. Zukünfige Elektro-LKWs können an dieser Oberleitung den nötigen Strom bekommen. Ein schöner Vergleich für unser Leben mit Gott. Wir müssen uns unser Lebens-Benzin nicht immer selbst beschaffen, und wenn wir nicht vorgesorgt haben, bleiben wir liegen. Da gibt es eine Oberleitung, die versorgt uns mit allem, was wir brauchen. Kraft schenkt uns Gott, auch Leid auszuhalten und durchzustehen. Hoffnung gibt er auf ein Leben, das auch der Tod nicht begrenzen kann. Als seine Söhne und Töchter lädt er uns ein, jederzeit in sein Zelt zu kommen, schon jetzt will er für uns da sein. 3-D-Bild Sind wir in diesem Zelt, geht es nicht um Leistung, wer schneller oder besser ist oder sein Leben erfolgreicher bewältigt, sondern es geht ums Überwinden. Jesus an der Seite zu haben, wenn schwierige Wegetappen anstehen, hilft, sie zu bewältigen. Er wirft uns den Rettungsring zu, wir sollten nicht hindurch schlüpfen. Wie aber, so wird sich mancher fragen, geht das, wenn alle Lebenskraft genommen ist? Da braucht es die anderen, die fürbittend eintreten und dadurch Hilfestellung geben, wenn die Hindernisse schier unbewältigbar erscheinen. Irgendwann sind wir wieder bereit, das vorläufige Zelt „Gemeinde“ zu verlassen und unser Leben anzupacken. Wir können dies gestärkt, weil wir uns neu versichert haben, dass die Liebe Gottes uns trägt, der Rettungsring hält. Gerade auch mit Trauer im Herzen hilft uns dieses Bild von der neuen Welt, in der Gott da ist, uns antworten wird auf alle unsere Fragen. Cornelia
Trick
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