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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Vielleicht denken Sie jetzt: Wie gut, dass ich ein Navigationsgerät habe, da kann mir das nicht mehr passieren. Aber haben Sie auch ein Navigationsgerät für die übrigen Fragen des Lebens? Und verhalte ich mich nicht oft wie diese Frau? Ich finde den Weg nicht, frage X und Y, bekomme ganz unterschiedliche Wege gesagt und bastele mir einen Kompromiss oder fahre zweigleisig, hetze von Straße A zu Straße B, verstricke mich und bleibe schließlich erschöpft irgendwo liegen? Dieses Lebensthema hat mit unserem Glauben zu tun. Wer gibt die Richtung vor? Auf wen oder was hören wir? Lassen sich verschiedene Wege harmonisieren? Führt letztlich alles zu Gott? Paulus war mit seiner von ihm gegründeten Gemeinde in Korinth in eine schwere Beziehungskrise geraten. Einige Leute sprachen Paulus die Autorität ab. Sie hielten sein Auftreten im Gegensatz zu seinen Briefen für schwächlich, sie empfanden ihn als unzuverlässig und sprachen ihm ab, der Gemeinde die Richtung vorgeben zu können. Im 2. Korintherbrief setzt sich Paulus mit der Gemeinde auseinander. Er geht auf die Vorwürfe ein, er widerlegt Anschuldigungen, er versichert die Gemeinde vor allem seiner Fürsorge, seiner Fürbitte und ungebrochenen Liebe. Er wirbt um jeden Einzelnen und ruft ihn und sie auf, im Herzen wieder Raum für ihn zu schaffen, dass seine Liebe erwidert wird. Herzen weit zu machen, kann bedeuten, Verdächtigungen und Vorurteile aufzugeben und neue Liebe wachsen zu lassen. Herzen weit zu machen kann aber auch heißen, alle Strömungen und Meinungen, alle verschiedenen Formen von Religiosität und Gottgläubigkeit aufzunehmen und irgendwie Kompromisse zwischen allen Wegen zu schließen. Diese Form des weiten Herzens meint Paulus nicht, deshalb schiebt er in das Werben der Korinther ein paar klare Sätze ein, die deutlich machen, er propagiert keinen religiösen Flickenteppich, wo ein Paulus, seine Gegner und noch ganz andere Leute Platz haben. 2. Korinther 6,14-7,1 Und das sind wir doch: der Tempel des lebendigen Gottes! Denn Gott hat gesagt: »Ich will bei ihnen wohnen und mitten unter ihnen leben. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.« Deshalb sagt er auch: »Zieht weg von hier, trennt euch von ihnen! Berührt nichts Unreines! Dann werde ich euch meine Liebe zuwenden. Ich will euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein. Das sagt der Herr, der Herrscher der ganzen Welt.« Uns, meine Lieben, gelten diese Zusagen! Wir wollen uns darum von allem reinigen, was Körper und Geist beschmutzt. Wir wollen Gott ernst nehmen und uns bemühen, vollends ganz sein heiliges Volk zu werden. Der Tempel Gottes ![]() Ein halbes Jahrhundert später wurde der Tempel durch die Babylonier zerstört. Der Untergang war durch Propheten Gottes lange angekündigt worden. Sie warnten vor diesem Götter-Hopping. Sie kündigten Gottes Eingreifen an. Er wollte der einzige Gott für das Volk sein und nicht einer unter vielen. Das begriffen die Menschen erst nach der Zerstörung im Exil. Sie verstanden, dass Gott ihrem Ungehorsam ein Ende gesetzt hatte und bereuten ihr Verhalten zutiefst. Gott schenkte einen neuen Anfang, ließ sie einen neuen Tempel errichten, zog wieder ein und wollte sich dort finden lassen und Wegweisung geben. Doch wieder ging es schief. Jesus trieb 500 Jahre später die Händler mit Opfergaben aus dem Tempel, weil er zeichenhaft Gottes Gericht vorwegnahm: In Gottes Gegenwart geht es allein um Gott und seinen Willen. Da hat das eigene Profitstreben keinen Platz, man kann nicht Gott dienen und dem Mammon. Mit Jesu Tod und Auferstehung hat sich alles geändert. Gott lässt sich nicht länger in einem Gebäude finden, zu dem man pilgern kann oder auch nicht. Gott zieht mit seinem Heiligen Geist in die Herzen von Menschen ein und nimmt dort Wohnung. Der Tempel Gottes, das sind die Menschen, die zu Jesus gehören, das ist die Gemeinschaft der Christen, die Gemeinde. Ihr seid der Tempel Gottes So warnt Paulus: Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen! Natürlich blinken da gleich ein paar Warnlampen. Bedeutet das, Ungläubige zu meiden? Sich von ihnen zu isolieren als heile Welt, nur noch geistliche Arbeitsplätze zu besetzen und bei Christen einzukaufen? Sicher, immer wieder wurde diese Warnung so verstanden. Es entstanden christliche Sondergemeinschaften, die aus Angst vor den Fremden abgeschlossen und in sich gekehrt lebten. Wie sie ihr Leben mit dem Missionsbefehl Jesu zusammenbrachten, sei dahingestellt. Doch geht es Paulus hier um etwas anderes als die Aufforderung zur Trennung von allem Weltlichen. Es geht um das Eingespannt-Werden für fremde Interessen und Prioritäten. Es geht um Kräfte, die von Gott wegziehen und nicht um Gottes Kraft, die offensiv und viel stärker ist. Paulus sieht die Gefahr einer Gemeinde, die Tummelplatz für Weltanschauungen und Gottesbilder aller Art wird, die nicht mehr ganz für Gott da sein will, sondern versucht, Kompromisse zu schließen, um überall dabei zu sein. Paulus präzisiert die Gefahren im 1. Brief an die Thessalonicher 4. Er nennt drei Bereiche, die Gefahren für die Gemeinde darstellen. Zuerst thematisiert er Unzucht. Damit ist jede Form von illegitimer Sexualität und Ehebruch gemeint. Er argumentiert, dass Unzucht der Treue Gottes zu seiner Gemeinde widerspricht. Das verlässliche und integre Zusammenleben von Mann und Frau ist Spiegel für die Gottesbeziehung. Wer die Treue zu seinem Mann oder seiner Frau bricht, bricht auch die Treue Gott gegenüber. Beides hat nicht zusammen Platz im Tempel Gottes. Gott wird aus diesem Tempel ausziehen und ihn sich selbst überlassen bis hin zur Zerstörung. Nun könnte ich sagen, das Problem habe ich nicht, dieser Bereich stimmt bei mir. Doch kann ich für alle Zeiten meine Hand dafür ins Feuer legen? Wer bin ich, dass ich meine, besser als andere zu sein? Und ist Unzucht wirklich nur auf die Sexualität zu beschränken? Treue und Treuebruch ist ein viel umfangreicheres Thema. Ich verspreche, etwas Anvertrautes nur bei mir zu behalten und erzähle es weiter. Ist das nicht auch eine Form von Unzucht? Ich verspreche, für einen anderen da zu sein. Doch es bleibt beim Versprechen. Wenn er mich braucht, bin ich zu beschäftigt. Ist das nicht auch Treuebruch? Ich rede von Jesus und seiner Vergebung, bleibe aber im Konfliktfall stur und unnachgiebig. Bin ich nicht Gott gegenüber wortbrüchig, was mir spätestens beim Beten des Vaterunsers auffallen müsste? Einen zweiten Bereich nennt Paulus Begierde. Es ist die Suche nach immer mehr Leben, die an Gott vorbei führt. Ich lebe eigensüchtig für meine Interessen ohne darauf zu achten, wo Gottes Interessen liegen. Ich nehme die Teerunde nach dem Gottesdienst als Serviceleistung der Gemeinde in Anspruch um mich dort zu amüsieren, ohne daran zu denken, dass jemand für mich in der Küche steht. Ich hüpfe zwischen verschiedenen Gemeinden und Lebenshilfeangeboten umher, weil ich meine, dass es nur um mich geht und wie ich am besten auf meine Kosten komme. Ist das Gottes Lebenskonzept für mich? Wo bleibt der Dienst, das Füße Waschen, die Hingabe? Paulus thematisiert auch die Habsucht im materiellen Bereich. Sie setzt auch auf ein falsches Pferd. Der Mammon ist als Götzenbild in den Tempel Gottes eingezogen. Da werden die Gelder zuerst für mich, meine Interessen, meine Familie, meine Freunde investiert. Und wenn etwas übrig bleibt, bekommt es Gott. Oder noch nebliger, was ich für meine Familie und Freunde investiere, das nenne ich schon den 10. für Gott. Doch bin ich mir so sicher, dass Gott deckungsgleich mit meinen Interessen oder denen meiner Familie ist? Will er nicht, dass ich ihm alles hinlege und damit zum Ausdruck bringe, dass ich ihm ganz vertraue und er mir sagen wird, was mit dem Geld passieren soll? Paulus redet hart. Er schaut hinter die Kulissen und reißt die fromme Tarnung weg. Er will verhindern, dass der Tempel Gottes ein leeres Gebäude ohne Gott wird, in dem zwar viele Götterbilder stehen, aber der Lebendige längst ausgezogen ist. Paulus ringt darum, dass jeder und jede, die Jesus Christus in ihr Herz aufgenommen haben, ihm allein Platz einräumen. Er zeigt auf, dass dann auch Platz für die Menschen sein wird, die Jesus noch nicht gefunden haben. Sie werden mit Liebe geworben, nicht umgekehrt, dass man selbst sich vor ihren Karren spannen lässt, der ins Dunkel führt. Es ist noch Zeit zur Umkehr und zu einem neuen Anfang. Die Gemeinde besteht aus Einzelnen. Sie kann nur Tempel Gottes sein, wenn jeder das Seine dazu beiträgt und dafür Sorge trägt, dass er Tempel Gottes ist und bleibt. Und wer feststellt, dass es da schon das eine oder andere gibt, das neben Jesus keinen Platz hat, der darf zu Jesus gehen und ihn um Vergebung bitten und um die Kraft, sich von dem zu trennen, was Gottes Willen widerspricht. Wohin soll ich gehen Herr? Du hast Worte des ewigen Lebens, und ich habe geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. (nach Johannes 6,68-69) Cornelia
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