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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Die sieben Worte oder Sätze, die Jesus nach den Evangelien der Bibel am Kreuz sprach, sollen in zeitlicher und inhaltlicher Reihenfolge zu uns sprechen. Illustriert werden sie von Kreuzen, die die Jungschargruppe der Gemeinde gestern mit Gegenständen aus der Natur gestaltete. Die ersten drei Kreuzesworte geben Antwort auf die Frage, für wen Jesus gestorben ist:
Lukas 23,33-38 Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. Jesus bleibt bis zu seiner letzten Stunde seinem
Auftrag treu, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Die Obersten hatten Jesus verurteilt, sie waren die politischen und religiösen Anführer. Ihre Angst galt der Rebellion, dem Abgraben ihrer Privilegien, vielleicht sogar einer vermuteten Irrlehre. Weil sie von ihren eigenen Ängsten und Vorstellungen gefangen waren, sahen sie nicht die, dass Gott sie in Jesus selbst besucht hatte. Jesus ruft den Vergebungsruf auch über die aus, die sich heute ähnlich wie die Oberschicht Jerusalems verhalten. Es sind die, die sich von ihren Lieblingsideen nicht abbringen lassen wollen, die auf ihrem Recht beharren und genau zu wissen meinen, wie der Lauf der Welt funktioniert. Sie sind blind für Gottes Eingreifen, seine Nähe, seine Liebe. Die Soldaten taten ihre Pflicht. Sie konnten nicht heraus aus der Befehlsstruktur des Militärs. Es ging um ihr eigenes Überleben. Doch damit hatten sie ihre eigene Verantwortung abgegeben. Sie wurden ungewollt zu Mittätern, die auf die falsche Obrigkeit gesetzt hatten. Soldaten sind wir hier nicht, die von ihren Vorgesetzten gezwungen werden, Jesus ans Kreuz zu schlagen. Aber die Versuchung, dem Chef mehr zu gehorchen als Gott kennen wir wahrscheinlich auch. Und ob wir im Ernstfall anders handeln würden als die Soldaten, wenn es um das eigene Überleben und das unserer Familien ginge? Wir brauchen Jesu Fürbitte und Eintreten für unsere Schwachheit. Das Volk sah zu, obwohl sie sich noch wenige Tage zuvor um Jesus scharten. Statt sich mit unter das Kreuz zu stellen, waren sie ohnmächtig. Wie oft stehen auch wir im Volk, sehen zu, wie Unrecht vor Gott geschieht, hören, wie andere unseren Herrn schlecht machen, und handeln nicht. Fürbitte Jesu ist nötig. Überwältigt können wir sein, dass Jesus uns nicht fortstößt, sondern für uns betet. Seine Liebe zu uns treibt uns zur Umkehr. Johannes 19,25-27 Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Jesus wendet sich dem inneren Kreis zu. Frauen
stehen beim Kreuz und der Jünger, den Jesus lieb hatte. Er ordnete zeichenhaft die Gemeinschaft seiner Gemeinde. Mit ihm als Bindeglied sind wir Brüder und Schwestern, Mütter und Söhne, Väter und Töchter. Seine Liebe, die bis in den Tod für uns reichte, verbindet uns, nicht Blutsverwandtschaft oder andere Bezugspunkte. Wer allein ist, bekommt einen Bruder oder eine Schwester an die Seite gestellt. Diese neue Ordnung stellt eine nachösterliche Herausforderung dar. Wir, die wir uns unter das Kreuz Jesu stellen und Ja sagen zu seinem Tod für uns, werden uns wegen ihm umeinander kümmern und sorgen. Wir können uns in Maria wiedererkennen, wenn wir einen Bruder und eine Schwester brauchen, die uns hilft, oder in dem Lieblingsjünger, der durch Jesu Anweisung Sohn mit Sohnespflichten wurde. Lukas 23,39-43 Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Jesus bat um Vergebung für die Übeltäter.
Hier hören wir, welche Reaktionen Jesus hervorrief. Die beiden mitgekreuzigten
Männer, vermutlich Zeloten, Diese Reaktion des Verbrechers ist Schlüssel
zum Verständnis des Karfreitags. Jesus ist für die gestorben,
die schuldig geworden sind und das erkennen. Er wartet auf unsere Bitte,
mit ihm zusammen zu bleiben bis in Ewigkeit.
Johannes 19,28-29 Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. In diesem Bildwort vom Durst bringt Jesus seine
Sehnsucht nach uns Menschen zum Ausdruck. Seinem Auftrag kommt er auch
noch in der Todesstunde nach. Und unser Durst nach ihm? Haben wir diese Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Jesus, Sehnsucht nach Vergebung, Sehnsucht nach Heilung? Jesus erträgt unsere Sehnsucht stellvertretend. Er hängt an unserer Stelle am Kreuz, um unseren Durst zu stillen. Sehnsucht nach Leben, Heilung und Gemeinschaft wird bei ihm gestillt. Unser Ja zu ihm lässt uns erfahren, dass er unserem Leben Stand und Mitte gibt, die Suche nach Rettung kommt bei ihm zur Ruhe. Die Menschen antworteten auf Jesu Ruf mit Essig, den sie ihm mit einem Ysoprohr reichten. Essig und Ysop wurden zu Bildern für Jesu Sterben. Wie der alttestamentliche Gerechte im Psalm seinen Durst beschrieb, der von seinen Feinden mit Essig gestillt wurde, so bezieht sich Jesus auf den Gerechten, der er selbst ist. Wie bei der Passaliturgie das Haus mit einem Ysoprohr, getränkt mit Blut des Passalamms, bestrichen wurde zur Entsühnung, so ist Jesu Blut für uns vergossen. Er ist das Lamm, das sein Leben gab, um uns frei zu machen für Gott. Matthäus 27,45-46 Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Der Zeitpunkt der tiefsten Erniedrigung ist erreicht.
Jesus ist bis in die letzten Abgründe des Todes den Weg des Menschen
gegangen. Er ist Gott nicht mehr gewiss. Seine verzweifelten Worte gewinnen Tiefe in der Rückschau. Gott hat ihn nicht verlassen. Er hat ihn im Graben des Todes nicht liegen lassen. Er hat ihn auferweckt und damit eine Brücke geschlagen über das Tal des Todes. Wer sich auf Jesus verlässt, wer sich am Kreuz festhält, wird über den Graben getragen und darf mit Jesus in der neuen Welt Gottes leben. Nur Matthäus und Markus berichteten diese Worte Jesu und ließen ihnen keine weiteren folgen. Für sie war klar, Gott hat seine Gegenwart durch die Auferweckung erwiesen. Ohne den Ostermorgen bleibt der Karfreitag ein Todestag ohne Hoffnung. Johannes 19,30b Es ist vollbracht! Jesus hat sein Werk vollendet. Er hat Gott den Menschen nahe gebracht, seine Jünger und Jüngerinnen haben sein Heil angenommen, sich auf den Weg gemacht, Jesus zu folgen. Nun hat er sein Leben hingegeben. Wer an Jesus glaubt, wird von Gott nicht mehr getrennt sein. Das hat Auswirkungen. Lukas 23,44-46 Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. Jesu Tod bringt die Elemente der Welt in Aufruhr. Die Sonne verfinstert sich, der Vorhang im Tempel reißt. Das ganze Universum ist eingebunden in die Umwälzung Gottes, er schafft einen neuen freien Zugang. Er kommt in Jesus den Menschen entgegen. Er schenkt seinen Heiligen Geist nicht nur den besonderen Geistträgern, sondern allen, die an ihn glauben. So wird das Evangelium bald die ganze Welt erreichen. Der Tod des einen am Kreuz ist Ursache für die Rettung der Welt und neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Johannes 3,16 Cornelia
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