David und Goliat
Gottesdienst am 12.08.2001

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
wenn ich Geschichten aus dem Alten Testament lese, merke ich, wie sehr sie mich hier und heute ansprechen. Unter der Oberfläche einer fernen Zeit an fremdem Ort werden da Menschenschicksale ausgebreitet und Gotteserfahrungen berichtet, die mich hautnah berühren. In letzter Zeit bin ich in besonderer Weise David begegnet und möchte Sie mit der Predigtreihe zu David einladen, in das Gespräch mit dem Mann aus alter Geschichte einzusteigen.

David ist im Alten Testament als eine überragende Person geschildert. Als König hat er Maßstäbe gesetzt. Er ist von Gott gerufen worden, Gott hatte ihn als König für das Volk bestätigt und doch strauchelte er über Macht und Leidenschaft. Er ist als König beschrieben, der auch mit seinen Schattenseiten zu Gott kam und dort Vergebung und Trost erfuhr. Zudem stellte König David ein wichtiges Bindeglied im Volk Israel dar. Die selbstorganisierten Stämme Israels vernetzten sich und wir werden Zeugen eines Globalisierungsprozesses hin zu einer staatlichen Einheit wie wir ihn ja auch heute in unserer Zeit erleben. An diesem Übergang von selbständigen kleinen Stämmen zum organisierten Staat stand David, nach dem Willen des Volkes zum König ernannt, aber Gott gab ihm die Regeln für das Königtum.

Sein Vorgänger König Saul scheiterte auf dieser Gratwanderung zwischen dem Anspruch des Volkes und Gottes Willen. Er stürzte ab. David dagegen kommt mir vor wie ein Bergsteiger, der sich fest in Gottes Seil eingebunden hatte und dieses Seil hielt ihn beim Stürzen (siehe Predigt "An Gottes Segen ist alles gelegen, 4.Mose 6,22-27"). Nach und nach wollen wir dem Geheimnis Davids nachgehen und näher kommen, immer mit Blick auf uns heute. Was hat uns David zu sagen? Wozu ermutigt er uns? Wovor kann er uns bewahren? Wie David sind auch wir verschiedene Bindeglieder in der Geschichte Gottes mit uns Menschen. Mit Jesus sind wir in diese Geschichte eingebunden.

Die Predigtreihe über David möchte ich heute eröffnen mit einer altbekannten Geschichte.

1.Samuel 17,1-11

Die Philister zogen ihre Streitmacht bei Socho im Gebiet des Stammes Juda zusammen. In Efes- Dammim zwischen Socho und Aseka hatten sie ihr Lager. Saul bot alle wehrfähigen Männer Israels auf und ließ sie im Eichental das Lager beziehen. Als die Israeliten zum Kampf antraten, stellten sie sich am Abhang des Tales auf. Am gegenüberliegenden Abhang standen die Philister; dazwischen lag die Talsohle. Da trat aus den Reihen der Philister ein einzelner Krieger hervor. Er hieß Goliat und stammte aus Gat. Er war über drei Meter groß und trug einen Helm, einen Schuppenpanzer und Beinschienen, alles aus Bronze; der Panzer allein wog mehr als einen Zentner. Er hatte ein bronzenes Krummschwert geschultert. Der Schaft seines Spießes war so dick wie ein Weberbaum, und die eiserne Spitze wog fast vierzehn Pfund. Ein Soldat trug den großen Schild vor ihm her. Der Mann trat vor die Reihen der Philister und rief den Israeliten zu: !Warum stellt ihr euch zur Schlacht auf? Ich stehe für die Philister, und ihr steht für Saul. Wählt einen von euch aus! Er soll zu mir herabkommen und mit mir kämpfen. Wenn er mich besiegt und tötet, werden wir eure Sklaven. Wenn aber ich siege und ihn töte, müsst ihr unsere Sklaven werden und uns dienen." Dann schrie er: "Habt ihr gehört: Ich fordere das ganze Heer Israels heraus! Schickt mir einen Mann, damit wir miteinander kämpfen!"
Als Saul und die Männer Israels den Philister so reden hörten, erschraken sie und hatten große Angst.

Was nun geschah, ist schnell erzählt: 40 Tage trat Goliat morgens und abends vor die israelitischen Linien und forderte die Soldaten heraus, verhöhnte ihren Glauben und ließ sie immer mehr verzweifeln. Der noch junge unerfahrene Hirtenjunge David wurde von seinem Vater zu den wehrpflichtigen 3 ältesten Brüdern geschickt, um ihnen eine Stärkung zu bringen und den Vorgesetzten mit 10 Käsen gut zu stimmen. Außerdem sollte David ein beruhigendes Lebenszeichen von den Brüdern nach Hause bringen. Aber erst einmal an der Front, mischte David sich ein, wollte wissen, wie der Stand war und was zum Sieg führen würde. Seine Brüder waren von dem kleinen Wichtigtuer nicht begeistert. Sie nannten ihn vermessen, hochmütig, schaulustig. Saul dagegen, der das Interesse Davids mitbekam, packte die Gelegenheit beim Schopf und schickte David los, Goliat entgegen. Er griff mittlerweile nach jedem Strohhalm, der sich ihm bot, und wenn es ein junger unerfahrener Hütejunge war.

1.Samuel 17,41-51

Auch Goliat rückte vor; sein Schildträger ging vor ihm her. Als er nahe genug war, sah er, wer ihm da entgegenkam: ein Halbwüchsiger, kräftig und schön. Er war voll Verachtung für ihn und rief ihm zu: "Was willst du denn mit deinem (Hirten-)Stock? Bin ich vielleicht ein Hund?" Dann rief er den Zorn seiner Götter auf David herab. "Komm nur her", spottete er, "dein Fleisch will ich den Geiern und Raubtieren zu fressen geben!"
Doch David antwortete: "Du trittst gegen mich an mit Säbel, Spieß und Schwert. Ich aber komme mit dem Beistand des HERRN, des Herrschers der Welt, des Gottes, dem das Heer Israels folgt und den du verhöhnt hast. Er wird dich heute in meine Hand geben. Ich werde dich töten und dir den Kopf abschlagen, und die Leichen der übrigen Philister werde ich den Vögeln und Raubtieren zu fressen geben. Dann wird die ganze Welt erkennen, dass das Volk Israel einen Gott hat, der es beschützt. Auch die hier versammelten Israeliten sollen sehen, dass der HERR weder Schwert noch Speer braucht, um sein Volk zu retten. Denn der HERR bestimmt den Ausgang des Krieges und wird euch Philister in unsere Hand geben." Goliat ging vorwärts und kam auf David zu. David lief ihm entgegen, griff in seine Hirtentasche, holte einen Stein heraus, schleuderte ihn und traf den Philister am Kopf. Der Stein durchschlug die Stirn, und Goliat stürzte vornüber zu Boden. Ohne Schwert, nur mit Schleuder und Stein, hatte David ihn besiegt und getötet. Er lief zu dem Gestürzten hin, zog dessen Schwert aus der Scheide und schlug ihm den Kopf ab.
Als die Philister sahen, dass ihr stärkster Mann tot war, liefen sie davon.

SiegerWir könnten zwei Geschichten nebeneinander erzählen. David und Goliat auf der einen Seite und unsere Lebenssituationen und Kriegsschauplätze auf der anderen. Da stehen wir und auf der anderen Seite des Tales ist der Konzern, in dem wir ein kleines Rädchen im Getriebe sind, der Mitmensch, der uns wieder übel mitspielt, der fremd gewordene Ehepartner, dessen Liebe wir vergeblich suchen, Krankheit und Tod und nicht zuletzt die dunklen Abgründe unseres eigenen Herzens, die uns Angst machen. So wird David und Goliat zu der Geschichte unseres eigenen Lebens und wir können gespannt sein, wie die beiden Männer unser Leben verändern.

Die große Überschrift gab David selbst: "Alle Welt soll erkennen, dass Israel einen Gott hat". Ich frage mich, auf welcher Seite des Tales Gott eigentlich steht: bei seinem Volk, den Christen oder manchmal auch auf der anderen Seite? Oder hält er sich gar aus dem Kampf heraus und nimmt eine neutrale Stellung außerhalb des Kriegsgeschehens ein? Was ist der 
Wille Gottes für sein Volk? Dass es kapituliert, dass es mutig auf Gott vertraut? Und was ist der Wille Gottes für unser eigenes Leben?

Alle Welt soll erkennen, dass Israel einen Gott hat

Die Fronten des Volkes Israel unter Saul und der Philister waren ineinander verbissen. Das Gottvertrauen scheint bei den Israeliten erloschen zu sein. Die militärische Überlegenheit der Philister mit ihrer 3-Meter großen Kriegsmaschine Goliat ließ sie verzweifeln. Vergessen war Saul, der sein Volk ja auch um Haupteslänge überragte, vergessen war Jonathan, der auch schon einmal in einer militärischen Auseinandersetzung Mut bewiesen hatte. Vergessen war vor allem der König aller Könige, der Gott Israels.

Mitten in unseren Stellungskriegen werden wir wach gerüttelt. Da geht es uns vielleicht ähnlich wie dem Volk Israel. Angesichts der Überlegenheit unserer Gegner vergessen wir unsere eigene Stärke, die unserer Freunde, die für uns kämpfen, und wir vergessen Gottes Stärke. Alle Welt soll erkennen, dass Liese Meyer und Hans Müller einen Gott hat? Ja, genau darum geht es hier! Unsere Blickrichtung erfährt eine notwendige Korrektur weg vom Gegner hin zu Gott. Alle Welt (!) soll erkennen, das ist nicht auf uns oder auf die Gemeinde beschränkt. Gott möchte sich in unserem ganz konkreten Alltag verherrlichen, in dem wir leiden, kämpfen und gedemütigt werden. Und es ist wichtig, dass wir uns vergegenwärtigen, sowohl unsere Gottvergessenheit als auch unser Gottvertrauen hat Auswirkungen auf unsere Umgebung. So ist dies unsere Überschrift heute und morgen, es ist nicht nur unsere Sache, sondern Gottes Sache, unseren Alltag zu meistern. Er steht dafür ein.

Auf welcher Seite des Tals steht Gott?

Bei David und Goliat war das am Anfang gar nicht klar: sechs Wochen trat Goliat morgens und abends vor das Volk Israel, verhöhnte Gott und machte die Krieger lächerlich. Stellen Sie sich vor: sechs Wochen lang tritt Ihr Kollege an Ihren Schreibtisch und erzählt ihnen morgens und vor Büroschluss, dass Sie der letzte Heuler sind. Würden Sie sich da auch fragen, ob Gott Sie vergessen hat? Auch als David schließlich kam, sah niemand hinter ihm den Dritten im Bunde. Im Gegenteil. Seine drei großen Brüder unterstellten ihm Vermessenheit, Bosheit im Herzen, Verantwortungslosigkeit gegenüber der Schafherde, die David einem Hütejungen übergeben hatte. Sie sahen nicht, dass David von Gott geschickt war in einer verzweifelten Lage.

Als Hirte mit den Waffen eines Hirten trat er Goliat entgegen. Und damit stellte sich Gott eindeutig auf die Seite seines Volkes.

Aber es hätte auch anders ausgehen können – und dann – hätte Gott sich nicht auf die Seite seines Volkes gestellt? Ich höre Lebensgeschichten, die mir genau so erzählt werden: da sagt ein Bekannter, "ich habe Gott vertraut, dass er meinen Kampf führt. Aber ich bin unterlegen. Schließlich habe ich doch die Kündigung eingereicht und bin gegangen." Da erzählt eine Frau: "ich habe so auf Heilung gehofft und auch die Zusage der Bibel bekommen, doch es wurde schlimmer, die Krankheit hat gesiegt." Und von einer Jugendlichen las ich, wie sie sich bemüht hatte, aus ihrer Suchtfalle heraus zu kommen. Aber sie ist gescheitert.

Für mich ist es ganz wichtig, dass David und Goliat Fortsetzung finden in Jesus Christus. Und wenn wir seinen Lebensweg betrachten, dann drängt sich uns ja auch die Frage auf, auf welche Seite sich Gott stellte. Hat er Jesus bestätigt, als der am Kreuz hing und starb? War das nicht, wie wenn Goliat den David besiegt hätte? Ich bin dankbar, dass mein Glaube nicht bei Karfreitag stehen bleibt. Als Gott Jesus vom Tod auferweckt hat, ist für mich klar entschieden worden, dass Gott sich auf die Seite seines Sohnes gestellt hat. Das ist der Anfang eines großes Versprechens.

Egal wie groß die Feinde, Anfechtungen, Zweifel und Demütigungen sind, die uns verhöhnen und verlachen, Jesus ist auf unserer Seite. Er möchte uns die Kraft schenken, in den großen und kleinen Kämpfen durchzuhalten. Auch wenn wir scheinbar unterlegen sind, gibt er uns Stärke und Selbstbewusstsein, das Leben zu bewältigen. Der Bekannte, der bei der Arbeit kein Recht bekam und gehen musste, empfand keine Genugtuung wie bei einem eindeutigen Sieg über den Gegner. Der Jubel blieb aus. Und doch: er hatte Jesus im Leiden erfahren und war ihm unglaublich nahe. Im Nachhinein erzählte er, dass ihn diese Erfahrung in einer ganz anderen Dimension geprägt hat. Die Frau, die in ihrer Liebe gedemütigt und verletzt wurde, konnte sich mit ihrem Geliebten nicht versöhnen. Aber sie erzählte, dass Jesus den Goliat in ihr, ihre eigene Herzenskälte, besiegt hat. Sie sagte: "Jesus sorgt für mich und mein wundes Herz. Er heilt meine Selbstachtung, die zerstört wurde. Ich habe meinen Mann verloren, aber die Hoffnung wiedergefunden."

Jesus steht auch heute auf der Seite seiner Schwestern und Brüder, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir brauchen Leute wie David, die unseren Blick auf Jesus richten und uns aufwecken aus unserer Lähmung.

David und Goliat ist eine Mutmachgeschichte.

Kein Gegner ist zu groß, als dass wir es nicht mit ihm in Gottes Namen aufnehmen könnten. Der Heilige Geist, der in uns wohnen will, kämpft für uns.

Wir werden ermutigt, uns in Dienst nehmen zu lassen wie David. Wir brauchen dafür nicht viel, keinen Panzer und keine Waffen. Wir brauchen nur Vertrauen, dass der auferstandene Jesus für uns ist. Später heißt es von David in den vielfältigen Auseinandersetzungen mit den Philistern, die noch folgten, David kam zum Herrn: "Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen?" Er hatte den Herrn um klare Anweisungen gebeten, wie mit den Feinden zu verfahren war. Das ist eine Hilfe für uns heute. Es ist die Mutmachgeschichte, uns an den Herrn zu wenden und das heißt nicht einfach im Namen Gottes darauf loszurennen oder ohne Gott zu verzweifeln. Es heißt, auf Gottes Signal zum Aufbruch zu warten. Aber wenn wir zu dem Schluss kommen, dass er grünes Licht gibt, dann los.

Alle Welt soll erkennen, dass Christus der Herr ist. Wir brauchen dazu Gebetsunterstützung, von Freunden, von einer Gemeinde, von Menschen, die uns begleiten.

Im Psalm 23 heißt es, der Herr bereitet einen Tisch im Angesicht der Feinde und schenkt voll ein. Dieser Tisch steht mitten in der Gemeinde. Er ist übervoll gedeckt mit Brot und Wein, mit allem, was wir zum Leben brauchen. Und alle Welt kann erkennen, dass Jesus Christus unser Herr ist.

Cornelia Trick


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